Mit dem "wir" meine ich den Menschen der heutigen Gesellschaft.
"Wir" lassen uns von Marken beeindrucken...
...
So, nun war das erste Trainig mit den Stollenschuhen und alle Eltern schnürten die Schuhe an ihren Buben fest. Ein Junge hatte aber irgendwelche No-Name-Schuhe und alle Jungs lachten den Kameraden aus, und meiner am lautesten (und das mit 4 oder 5). Ich war stinksauer. Hab ihn erstmal richtig zusammengefaltet und die Schuhe ausgezogen. Obwohl es an diesem Tag kalt war under Rasen nass, ließ ich ihn strümpfig kicken. Von dem Tag an, hat er nie mehr ein anderes Kind ausgelacht oder auf Marken einen großen Wert gelegt. Klar trägt er noch Klamotten mit Branding, aber IHM ist es nicht wichtig.
Ich bekenne mich da auch schuldig, wenn auch nicht in allen Bereichen des Konsums.
Das fing schon in meiner Kindheit an, ich wollte eine Modelleisenbahnanlage. Das war damals für Jungen in etwa so wichtig wie heute das neueste i-phone zu haben. Auch da gab es Marken und eben die Marke schlechthin: MÄRKLIN.
Obwohl weder mein Großvater noch mein Vater da in irgendeiner Form vorbelastet waren bauten sie mir eine echte Modellbahn, keine Spielbahn und das mit den neuesten Märklinmodellen des Jahgangs 1959. Die Sucht nach Märklin hat über die letzten Jahrzehnte auch mal etwas nachgelassen, aber nie ganz. Heute muss ich mich aus Platzmangel echt einschränken und ich darf eigentlich keine einzige Lok mehr dazu kaufen - keine Lok kaufen heisst real ich hab seit letzten Februar nur 3 davon gekauft - nun ja, ich fühle mich gut dabei. Natürlich interessiert heute kaum noch ein Kind das Thema Modelleisenbahn, das weiß ich auch.
Die zweite Marke der ich verfallen war ist DUAL, die gibt es ja heute wie viele andere deutsche Marken aus dem Bereich nicht mehr. Ich habe Plattenspieler für damals über 700 DM gekauft, auch eine Kassettendeck für knapp unter 700 DM. Ich hatte einen Telefunken TRX2000 Quadro-Verstärker für sagenhafte 3.100 DM aus 1975. Um es kurz zu machen, HiFi-Anlagen sind heute auch kaum noch mal ein Thema. Heute habe ich niocht mal mehr ein Radio in der Wohnung.
Jetzt kommt wieder ein Hammer: ich wollte schon zu Beginn der 80er Jahre eine Rolex Armbanduhr - nicht irgendeine sondern die aus der Werbung die quasi das Markenzeichen ist. eine Oyster Perpetual Datejust in Gold mit Edelstahl. Ich sparte also auf diese Uhr, immer wenn ich nah dran war wurden im Frühjahr die Preise erhöht. Das frustriert enorm. Nach dem frühen Tod meines Vaters kassierte meine Mutter seine massiv goldene Omega-Uhr ab, ich protestierte immer wieder mal halbherzig aber 1996 hatte ich sie weichgekocht, ich bekam das Geld für die gewünschte Uhr, ich glaub es waren dann nach einem Rabatt 7.100 DM. Jetzt ist die Frage lohnte sich das? Kaufmännisch sicher nciht, weil die Uhr aus heutiger Sicht zu klein ist. Andererseits kostet sie neu knapp 10.000 Euro (das ist kein Schreibfehler!) Ich traue mich aber nicht sie hier auf der Straße zu tragen, dafür ist Berlin einfach nicht sicher genug.
Was noch? Achja, ich wollte schon immer einen Mercedes SL haben, seit ich im Sandkasten einen 300 SL als Plastikauto hatte. Hauptsächlich weil das Dach aufging (also kein Flügeltürer). Zum Original hat es natürlich nie gereicht, aber ich hatte fast 20 Jahre lang einen R107 280 SL von 1984 bis 1993. Der hat sogar einen geregelten Wurm-Kat bekommen, wegen der bleifreien Luft. Besonders sportlich war der mit seiner hinteren Pendelachse nicht und aus 185 PS nur 200 km/h Spitze ist auch nicht die Welt gewesen. Aber das war damals das Auto das Bobby Ewing in "Dallas" fuhr und die Frau bei "Hart aber herzlich" hatte auch so einen. Bei Beverly Hills Cop gab es den und ich hatte den Nummernschildrahmen von Mercedes Benz of Beverly Hills dort im Laden geholt, schon bewvor ich das Auto hatte...
Ansonsten habe ich noch diverse Nikon Fotoapparate gekauft, davon zwei digitale Spiegelreflex-Modelle. Das ist für mich auch die Marke schlechthin sieht man mal von den Hasselblad Mittelformat Kameras ab.
Bei Kleidung bin ich nicht so streng, ich hatte mal einen Burberry Mantel, aber der passt mir nicht mehr. Früher trug ich auch nur Lewis 501, aber auch die Hosen sehen an mir seltsam aus heutzutage. Das beste was ich habe kommt von Johann Popken (die Läden heissen Ulla Popken).
Am schlimmsten ist mein Möbelgeschmack, über 90% sind IKEA davon allein 11 Billys. Auch die Küche ist IKEA, aber die Geräte sind ein Miele Geschirrspüler (der teuerste den es gab) ein Liebherr Kühl-Gefrierer und ein AEG Induktionsherd.
Aber ich kann Euch eins versichern: meine Tochter ist bei Marken noch viel schlimmer als ich.
das war jetzt ein wenig off topic, aber ich möchte für uns Markenfetischsten eine kleine Breche schlagen. Coca-Cola schmeckt mir halt besser als River-Cola und Erdinger Kristallweizen besser als ein Bier in einer Plastikflsche von Aldi-Nord.